Konstantin Madert: „Ich bin ein positiv Bekloppter“
Rimpars neuer Torwart fühlt sich bei den Wölfen schon fast wie zu Hause
Neue Heimat Rimpar: Wölfe-Neuzugang Konstantin Madert wurde in beim Handball-Zweitligisten herzlich aufgenommen.
Zum ersten Interview in Rimpar am Tag vor Heiligabend
erscheint Konstantin Madert mit einem blauen Auge. Kein Willkommensgruß seiner
neuen Teamkollegen, wie der Torwart lachend versichert, sondern nur ein kleiner
Trainingsunfall. Der 25-Jährige, der erst am vergangenen Donnerstag aus Oslo
einflogen kam, wo er 18 Monate für den norwegischen Erstligisten Follo HK
spielte, feierte am Samstag in Saarlouis gleich den ersten Sieg mit der DJK
Rimpar Wölfe. Dort erhielt der 1,93 Meter große gebürtige Detmolder, der auch
Zweitliga-Erfahrung aus seiner Zeit bei GWD Minden mitbringt, einen Vertrag bis
30. Juni 2015. Der gelernte Industriekaufmann, der erwägt, in Würzburg ein
BWL-Studium zu beginnen, verstärkt künftig das Duo Max Brustmann (verletzt) und
Markus Leikauf.
Frage:Konstantin, wie hat sich der erste Einsatz für Rimpar angefühlt?
Gut! Ich wurde bei zwei
Siebenmetern eingewechselt, hab einen davon gehalten und bin voll zufrieden
nach den ersten Tagen in Rimpar. Ich wurde überall sehr herzlich aufgenommen
und glaube, ich habe mit meinem Wechsel hierher alles richtig gemacht.
Die
Mannschaft hat den Sieg ihrem Trainer Jens Bürkle gewidmet, der zwei Tage vor
Ihrer Ankunft einen Herzinfarkt hatte. Haben Sie ihn überhaupt schon persönlich
kennengelernt?
Ja, ich hab ihn am Freitag mit Tom Spieß im
Krankenhaus besucht. Vor meinem Wechsel hatte ich zweimal mit ihm telefoniert.
Womit
hat er Sie nach Rimpar gelockt? Da es Geld kann es nicht sein kann – mit
Ruhm, Ehre und schönen Frauen?
Madert (lacht): Tatsächlich haben mich die guten
Gespräche mit ihm, aber auch mit Daniel und Roland Sauer überzeugt. Wie
reflektiert und analystisch Jens über Sport geredet hat, das hat mir gefallen.
Natürlich spricht mich auch die Rimparer Philosophie an, mit jungen,
engagierten Leuten etwas reißen zu wollen. Und das Familiäre hier, das mag ich.
Ist es
schwierig, neu in so eine eingeschworene Mannschaft zu kommen?
Ich hatte es mir schwierig vorgestellt, denn
der Zusammenhalt hier ist außergewöhnlich. Aber alle machen es mir sehr leicht.
Mit manchen Kollegen fühlt es sich so an, als würden wir uns schon Jahre
kennen.
Warum
passen Sie in dieses Team?
Weil ich auch ehrgeizig bin. Weil ich immer
das Beste will und mir nicht zu schade bin, jeden Tag etwas dafür zu tun. Und
weil ich kein so schwieriger Typ bin, sondern ein Teamplayer. Ein positiv
Bekloppter, würde ich sagen. (lacht)
Ja, dann
passen Sie zu den Wölfen!
Madert: Ich freue mich auch wirklich sehr, hier zu
sein! Nach den paar Tagen fühle ich mich der Mannschaft schon sehr zugehörig.
In Oslo hat das allein durch die sprachlichen Barrieren viel länger gedauert.
Hier waren wir an meinen ersten beiden Abenden nach dem Training zusammen
essen, am dritten Tag Kaffeetrinken und nach dem Spiel noch in Würzburg
unterwegs. So viel am Stück habe ich in Norwegen in der ganzen Zeit nicht mit
meinem Kollegen gemacht. Das ist irgendwie eine andere Welt dort.
Auch sportlich?
Madert: Der Handball in Norwegen ist auf jeden Fall
viel schneller als in Deutschland, dafür nicht so körperbetont.
Sie
teilen auf Twitter Motivationssprüche. Einer hieß: „Learn from the past.
Live today. Work for the future.“ Was haben Sie aus der Vergangenheit
gelernt?
Madert: Dass nichts so vergänglich ist wie sportlicher
Erfolg.
Welches
war Ihr bisher schönster?
Madert: Der Aufstieg mit Minden in die Erste Liga. Und
der dritte Platz in Norwegen nach der vergangenen Saison, weil er so unverhofft
kam.
Und
wofür leben Sie heute?
Madert: Heute im wörtlichen Sinn erst mal fürs
Training. Ich überlege mir morgens immer, was ich dort in den Fokus nehmen
will. Da ich mit meiner Armhaltung bei Würfen von außen noch nicht zufrieden
bin, will ich darauf heute besonders achten.
Und für
welches Ziel in der Zukunft arbeiten Sie?
Madert: Ich möchte erst mal wieder in Deutschland
ankommen und vollständiger Teil der Mannschaft werden. Und natürlich will ich
zum Klassenerhalt beitragen.
Wo und
wie feiern Sie Weihnachten?
Madert: Zu Hause in Detmold mit meiner Familie. Das
geht schon morgens mit einem Brunch mit Freunden los, denn meine große
Schwester hat an Heiligabend auch Geburtstag. Da fällt mir ein, ich hab noch
kein Geschenk für sie . . . (überlegt) Vielleicht bekommt sie einen
Wölfe-Schal. Den kann sie dann gleich tragen, wenn sie am 26. mit meiner
kleinen Schwester und meinen Eltern zum Spiel gegen Neuhausen kommt. Gegen die
habe ich übrigens das peinlichste Tor meiner Karriere kassiert.
Erzählen
Sie!
Madert: Damals in Minden trafen wir am letzten
Spieltag auf Neuhausen. Beide Teams standen schon als Aufsteiger fest. Die
Neuhausener hatten die ganze Nacht durchgefeiert, wir dagegen haben uns richtig
professionell vorbereitet – und dann mit zehn Toren verloren. Ein
Rückraumspieler hat mit dem Ball in der Hand ein Rad geschlagen und dann zum
Kempa-Trick auf den Außen abgelegt. Der hat mir den Ball über den Kopf ins Tor
gezogen.
Dann
haben Sie ja noch eine Rechnung offen. Warum gewinnt Rimpar gegen Neuhausen?
Madert: Weil Neuhausen zwar eine gute Mannschaft hat,
wir aber eine richtige Mannschaft sind. So fühlt sich das auf jeden Fall für
mich an.
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