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2015

[berichte]

„Ich bin die letzte Instanz“
Juni 2015

Juni 2015
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Dario Quenstedt über das Leben als Torhüter / Tränen in Hamburg
Drei bis vier Stunden Videomaterial schaut sich Magdeburgs Torwart Dario Quenstedt vor jedem Spiel an. Er studiert Wurfbilder der Gegenspieler und achtet dabei auf jede kleine Bewegung. So funktioniert der Job als Bundesliga-Torwart heute. Und der 25-Jährige weiß, dass er eine besondere Position auf dem Feld hat: „Ich bin die letzte Instanz.“

Seinen Weg ins Handballtor fand er erst mit elf Jahren. Damals wechselte er als Fußballer auf das Sportgymnasium Magdeburg. „Aber der 1. FC Magdeburg wollte mich nicht haben. Da hat mich ein Kumpel mit zum Handball genommen“, erinnert sich Quenstedt. Eine perfekte Idee. Am Anfang spielte der 25-Jährige noch eine Halbzeit im Tor, eine auf dem Feld. „Aber es war nicht zu übersehen, dass es im Tor viel besser lief“, sagt Quenstedt rückblickend.
Eine super Motivation waren die Stars vom SC Magdeburg, die regelmäßig nach den Talenten in derselben Halle trainierten. „Ganz klar: Die Bundesliga war schon da mein großes Ziel.“ Das hat er gepackt. Zwischendurch spielte er mal zwei Jahre für den TuS N-Lübbecke, aber seit 2013 ist er zurück bei seinem SCM.
Während seiner Zeit in Lübbecke trainierte er viel mit Martin Kussmann. Der Torwart-Experte aus Hille-Holzhausen hat ihm viel beigebracht. „Ich habe durch die Arbeit mit Kussi eine Menge gelernt und mich auf jeden Fall verbessert. Eine unvergessene Zeit.“ Noch immer holt er sich ab und zu mal einen Tipp per Telefon ab.
Doch manche Dinge kann man weder lernen noch simulieren. Das musste Dario Quenstedt vor drei Wochen erfahren. In einem epischen Pokalfinale gegen Flensburg verlor der SCM 31:32 nach Siebenmeterwerfen. „Danach war nur Leere in meinem Kopf. Ich saß auf dem Hallenboden und als Flensburg den Pokal bekam, liefen mir die Tränen runter“, gibt der sympathische Quenstedt zu. „Dieses Spiel werde ich mir niemals wieder anschauen.“ Jetzt geht es für Magdeburg – dieses Mal im Fernduell mit Flensburg – um die Champions-League-Quali. „Wir wollen natürlich alle ausstehenden Spiele gewinnen“, sagt der SCM-Keeper. Aber er weiß, dass es in Minden schwer wird. „Ich kenne Frank Carstens noch aus seiner Zeit aus Magdeburg. Er hält emotionale Ansprachen und stellt die Mannschaft taktisch super ein. Das Spiel wird sicher erst in den letzten Minuten entschieden. Hoffentlich mit dem besseren Ende für uns.“
Quenstedt steht seit drei Monaten unter Doppelbelastung. Seitdem ist seine Tochter Fia auf der Welt. „Rumlaufen, Windeln wechseln. Das alles ist eine riesige Umstellung, aber es ist toll mit der Kleinen“, schwärmt der Papa. Ab August steht kommt eine dritte große Aufgabe dazu. Dann beginnt Dario Quenstedt eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Bis dahin will er aber erstmal die Zeit mit der Familie genießen und das gute Wetter zum Wakeboard fahren nutzen. Die Sommerpause ist zum Greifen nah.

Stefan Rüter